Google AI Overviews – Teil 2: Auswirkungen auf Sichtbarkeit, Content und SEO-Strategien
Wie KI-generierte Suchergebnisse die Spielregeln für Publisher, Shops und Content-Marketer verändern.
SerieGoogle AI Overviews
Teil 2 von 2
Mit der Einführung von „AI Overviews“ (zuvor bekannt als Search Generative Experience) läutet Google eine neue Phase der Suche ein. Dabei generiert die Suchmaschine KI-gestützte Antworten direkt auf der Suchergebnisseite und kombiniert Informationen aus mehreren Quellen. Dies verändert grundlegend, wie Nutzer mit Suchergebnissen interagieren – und stellt bestehende SEO- und Content-Strategien auf die Probe. Besonders betroffen: Publisher, Shopbetreiber und Content-Marketer, die bisher auf organischen Traffic aus der klassischen Suche gesetzt haben.
1. AI Overviews – Funktionsweise und Abgrenzung zu bisherigen Formaten
AI Overviews sind maschinell erstellte Textblöcke, die auf komplexe oder mehrstufige Suchanfragen antworten. Anders als Featured Snippets, die oft einen einzelnen Absatz aus einer Website zitieren, aggregiert Google bei den Overviews Inhalte aus mehreren Quellen und stellt sie in einem Fließtext zusammen.
Diese Overviews erscheinen häufig an oberster Stelle der Suchergebnisse – über den klassischen „blauen Links“ – und enthalten weiterführende Links zu den herangezogenen Seiten. Dabei wird nicht immer klar, welcher Inhalt zu welcher Quelle gehört. Eine neue Form der Sichtbarkeit entsteht: nicht über ein Ranking auf Platz 1, sondern über eine Einbindung in die Antwort der KI.
Praxisbezug: Bei Suchanfragen wie „Wie finde ich nachhaltige Turnschuhe für breite Füße?“ erstellt Google eine Übersicht, in der z. B. Shops, Testberichte und Forenbeiträge zitiert werden – ohne dass Nutzer auf einzelne Websites klicken müssen. Der Kaufentscheidungsprozess beginnt und endet zunehmend innerhalb der Google-Oberfläche.
2. Auswirkungen auf E-Commerce und Publisher
AI Overviews betreffen vor allem transaktionale und informationsorientierte Suchanfragen – also genau die Bereiche, in denen Onlineshops und Publisher bisher organischen Traffic generieren konnten.
Risiken:
- Klickverluste: Wenn die KI bereits die passende Antwort liefert, sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Klicks auf eine externe Seite.
- Markenverwässerung: Produkte oder Inhalte können erwähnt werden, ohne dass die Quelle prominent sichtbar ist.
- Traffic-Verlagerung: Nutzer interagieren zunehmend innerhalb von Google – etwa über KI-generierte Einkaufsratgeber oder Tool-Tipps.
Chancen:
- Erwähnung als vertrauenswürdige Quelle: Wer mit relevanten, strukturierten Inhalten auffällt, wird potenziell von der KI zitiert.
- Reichweitengewinn in neuen Suchsegmenten: Themen, für die bisher kein organisches Ranking erzielt wurde, können über eine AI-Einbindung erstmals Reichweite generieren.
Praxisbezug: Online-Shops mit gut gepflegten Produkttexten, Nutzerbewertungen und Kaufratgebern, die semantisch klar aufgebaut sind, können in AI Overviews als „empfohlene Optionen“ erscheinen – auch wenn sie organisch sonst nur auf Seite 2 ranken.
3. Inhaltliche Anforderungen: Was macht Inhalte AI-kompatibel?
AI Overviews setzen voraus, dass Inhalte für Maschinen verständlich und zuverlässig nutzbar sind. Das bedeutet konkret:
- Strukturierte Informationen: Abschnitte mit klaren Zwischenüberschriften, Aufzählungen, definierte Antworten auf häufige Fragen.
- Semantische Klarheit: Vermeidung von Doppeldeutigkeiten, saubere Satzstruktur und präzise Begriffe.
- Vertrauenswürdigkeit: Inhalte mit klarer Autorenschaft, nachvollziehbarer Expertise und aktuellen Daten werden eher berücksichtigt.
Technischer Aspekt: Websites, die strukturierte Daten (Schema.org) verwenden, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, von der KI korrekt interpretiert zu werden. Vor allem FAQs, How-Tos und Produktinformationen sollten maschinenlesbar aufbereitet sein.
Praxisbezug: In einem Test mit mehreren E-Commerce-Seiten zeigte sich, dass Produktseiten mit eingebetteten FAQs häufiger in AI Overviews erscheinen als solche ohne strukturierte Zusatzinformationen.
4. Quellen in AI Overviews: Vom Expertenartikel bis zum Forenbeitrag
Die Quellen, die Google für AI Overviews nutzt, reichen von journalistischen Fachartikeln über Blogposts bis hin zu nutzergenerierten Inhalten (UGC). Insbesondere Plattformen mit aktiven Communities, wie Reddit, Quora oder Stack Overflow, tauchen regelmäßig als Informationsbasis auf.
Implikation: Nicht nur professionelle Inhalte, sondern auch Diskussionen und Erfahrungsberichte können in die KI-Antworten einfließen – vorausgesetzt, sie bieten echten Mehrwert und klare Aussagen.
Praxisbezug: Unternehmen mit aktiven Community-Bereichen oder Kommentarfunktionen sollten diese pflegen – hochwertige Nutzerbeiträge können ebenfalls Eingang in die Overviews finden.
5. Sichtbarkeit neu gedacht: Ranking alleine reicht nicht mehr
Die klassische SEO-Metrik „Platz 1 bei Google“ verliert an Bedeutung, wenn AI Overviews die Aufmerksamkeit binden. Sichtbarkeit entsteht heute auf zwei Ebenen:
- AI-Sichtbarkeit: Inhalte werden von der KI erkannt, ausgewählt und eingebunden.
- Klick-Sichtbarkeit: Nutzer klicken aktiv auf die verlinkten Quellen im Overview – was nicht garantiert ist.
Messung und Analyse:
- Tools wie Google Search Console zeigen derzeit noch keine gesonderten Daten für AI Overviews.
- Erste Drittanbieter wie Sistrix oder Semrush experimentieren mit Sichtbarkeitsmetriken für AI-Positionen.
- Praktisch empfiehlt sich ein enger Abgleich von Keyword-Traffic, CTR-Veränderungen und SERP-Screenshots.
6. Empfehlungen für Content- und SEO-Strategien
Die folgenden Maßnahmen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, in AI Overviews sichtbar zu werden:
- Antwortorientierte Inhalte bereitstellen: Klar strukturierte Texte, die typische Nutzerfragen beantworten.
- Eigene Expertise betonen: Autorenprofil, Quellenangaben, klare Positionierungen im Text.
- Mehrwert durch Tiefe und Differenzierung: Statt oberflächlicher Inhalte lieber spezifische, gut recherchierte Beiträge.
- Technische SEO stärken: Core Web Vitals, strukturierte Daten, semantische HTML-Elemente.
- Monitoring & Anpassung: Laufendes Beobachten von Suchverhalten und SERP-Änderungen rund um relevante Keywords.
Ein letzter Gedanke
Google AI Overviews markieren einen Wendepunkt in der organischen Suche. Inhalte, die bisher über klassisches SEO sichtbar waren, stehen unter neuem Druck. Gleichzeitig entstehen neue Chancen, wenn Inhalte nicht nur für Menschen, sondern auch für KI-Systeme optimiert sind. Relevanz, Struktur, Klarheit und technische Qualität rücken in den Vordergrund. Wer diese Anforderungen frühzeitig adressiert, kann nicht nur Sichtbarkeit sichern, sondern aktiv von der neuen Suchlogik profitieren.
Vorschau auf Teil 3: Im nächsten Teil der Serie werden konkrete Praxisbeispiele, Monitoring-Tools und erste Erfahrungswerte aus dem deutschen Markt vorgestellt.