Element statt WhatsApp? Warum Matrix eine echte Alternative für Datenschutz und Business sein kann
Open-Source-Messaging für Unternehmen und Teams, die Wert auf Datenschutz, Kontrolle und Flexibilität legen.
WhatsApp in der Firma? Warum das keine gute Idee ist
WhatsApp ist aus unserem Alltag kaum wegzudenken. Schnell, einfach, jeder nutzt es. Auch im Business-Kontext greifen viele Teams reflexartig zu WhatsApp – für Projektabsprachen, Kundenanfragen oder interne Kommunikation. Doch spätestens seit der DSGVO sollten Unternehmen hellhörig werden: WhatsApp und datenschutzkonforme Geschäftskommunikation passen nicht zusammen.
Das Problem: Meta (ehemals Facebook) sammelt Metadaten, greift auf Adressbücher zu und verarbeitet Nutzerdaten außerhalb der EU. Für Unternehmen kann das teuer werden – Datenschutzbehörden verhängen zunehmend Bußgelder bei DSGVO-Verstößen.
Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen. Eine davon ist Element – ein Messenger auf Basis des offenen Matrix-Protokolls, der Datenschutz, Flexibilität und Business-Tauglichkeit vereint. In diesem Artikel schauen wir uns an, ob Element WhatsApp wirklich ersetzen kann – und für wen sich der Wechsel lohnt.
Was ist Element und wie funktioniert Matrix?
Matrix ist ein offenes, dezentrales Kommunikationsprotokoll – ähnlich wie E-Mail. Das bedeutet: Keine zentrale Instanz kontrolliert das Netzwerk. Jeder kann einen eigenen Matrix-Server betreiben, und diese Server können miteinander kommunizieren (föderiert).
Element ist der bekannteste Client für Matrix – sozusagen das “Outlook” für Matrix. Es gibt Element als:
- Web-App (direkt im Browser)
- Desktop-App (Windows, macOS, Linux)
- Mobile App (iOS, Android)
Was kann Element?
- 📱 Messaging: Einzel- und Gruppenchats mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
- 📞 Audio- und Videoanrufe: Direkt integriert oder über Jitsi
- 📎 Dateiübertragung: Dokumente, Bilder, Videos
- 🔗 Bridges: Verbindung zu anderen Diensten (WhatsApp, Slack, Teams, Discord)
- 🤖 Bots und Integrationen: Erweiterbar für Automatisierung und Workflows
Das Besondere an Matrix: Dezentral und offen
Föderierung statt Abhängigkeit
Matrix funktioniert wie E-Mail: Sie können Ihren eigenen Server betreiben oder einen Anbieter wählen – und trotzdem mit allen anderen Matrix-Nutzern kommunizieren. Diese Föderierung bedeutet:
- ✅ Keine Abhängigkeit von einem Konzern
- ✅ Volle Kontrolle über Ihre Daten
- ✅ Flexibilität bei Hosting und Skalierung
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung als Standard
Im Gegensatz zu vielen anderen Messengern ist die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei Matrix standardmäßig aktiviert. Das bedeutet: Nur Sender und Empfänger können Nachrichten lesen – nicht einmal der Serverbetreiber hat Zugriff.
Eigene Server für maximale Kontrolle
Unternehmen können ihren eigenen Homeserver betreiben:
- In Deutschland oder der EU hosten
- Volle Kontrolle über Metadaten (wer mit wem kommuniziert)
- DSGVO-konform durch eigene Infrastruktur
Bridges: Das Beste aus beiden Welten
Mit Bridges kann Element mit anderen Diensten kommunizieren:
- WhatsApp, Telegram, Signal
- Slack, Microsoft Teams, Discord
- IRC, XMPP und mehr
So können Sie schrittweise migrieren, ohne sofort alle Kontakte zum Wechsel zu bewegen.
Datenschutz und Sicherheit: Wo Element punktet
Das WhatsApp-Problem
WhatsApp hat fundamentale Datenschutzprobleme für Unternehmen:
❌ Adressbuch-Upload: WhatsApp lädt automatisch alle Kontakte hoch – auch von Geschäftspartnern, die dem nie zugestimmt haben
❌ Metadaten: Wer mit wem wann kommuniziert, landet bei Meta
❌ US-Konzern: Daten werden außerhalb der EU verarbeitet
❌ Keine echte Business-Lösung: WhatsApp Business ist primär für Kundenkommunikation gedacht, nicht für interne Teams
Die Element-Alternative
✅ DSGVO-konform: Durch Eigenbetrieb oder EU-Hosting mit Vertrag zur Auftragsverarbeitung (AVV)
✅ Keine Datenweitergabe: Ihre Daten bleiben bei Ihnen
✅ Kontrolle über Metadaten: Sie entscheiden, wo und wie Daten gespeichert werden
✅ Open Source: Transparenz durch öffentlichen Code, regelmäßige Security-Audits
✅ Echte E2E-Verschlüsselung: Standardmäßig aktiviert, nicht optional
DSGVO-Konformität im Vergleich
| Messenger | DSGVO-Status | Warum? |
|---|---|---|
| Element | ✅ Konform | Eigene Server oder EU-Hosting mit AVV möglich |
| ❌ Problematisch | Adressbuchzugriff, Metadaten an Meta, US-Verarbeitung | |
| Microsoft Teams | ⚠️ Eingeschränkt | US-Cloud-Infrastruktur, laut DSK problematisch |
Business-Tauglichkeit: Mehr als nur Chat
Element Enterprise: Die professionelle Lösung
Für Unternehmen bietet Element eine Enterprise-Version mit:
- 🛡️ Support & SLA: Professioneller Support und Service-Level-Agreements
- 👥 Rollen und Berechtigungen: Fein granulare Zugriffskontrollen
- 📋 Audit-Logs: Nachvollziehbare Protokollierung für Compliance
- 🔑 Single Sign-On (SSO): Integration in bestehende Identity-Systeme (LDAP, SAML, OAuth)
- 🏢 On-Premise-Betrieb: Volle Kontrolle durch eigene Server
Praxisbewährt in sensiblen Bereichen
Element wird bereits in kritischen Branchen eingesetzt:
- 🇩🇪 Bundeswehr: Für sichere militärische Kommunikation
- 🇫🇷 Französische Regierung: Mit eigenem Client “Tchap” für 5,5 Mio. Beamte
- 🔧 Mozilla: Für interne Team-Kommunikation
- 🔥 Automattic (WordPress): Remote-Team-Koordination
Skalierbarkeit für jede Größe
Ob 10 oder 10.000 Nutzer – Matrix skaliert mit Ihren Anforderungen. Durch die föderierte Architektur können Sie mehrere Server betreiben und Last verteilen.
Benutzerfreundlichkeit: Wie fühlt sich Element an?
Der ehrliche Vergleich zu WhatsApp
Was Element gut kann:
- ✅ Alle wichtigen Funktionen vorhanden (Chat, Gruppen, Calls, Dateien)
- ✅ Push-Benachrichtigungen funktionieren zuverlässig
- ✅ Emoji, Reaktionen, Medienversand – alles da
- ✅ Plattformübergreifend: Nahtloser Wechsel zwischen Geräten
Wo Element noch aufholen muss:
- ⚠️ UI/UX: Weniger poliert als WhatsApp, Gewöhnung nötig
- ⚠️ Netzwerkeffekt: Weniger verbreitet, Kontakte müssen mitziehen
- ⚠️ Einstiegshürde: Serverauswahl kann anfänglich verwirren
Einstieg leicht gemacht
Für den Schnellstart:
- Element Web aufrufen: app.element.io
- Kostenlosen Account auf matrix.org erstellen (oder eigenen Server wählen)
- App herunterladen für Desktop/Mobile
- Kontakte einladen oder über Bridges verbinden
Für Privatnutzer: Lohnt sich der Wechsel?
Ja, wenn Ihnen wichtig ist:
- 🔒 Datenschutz: Keine Datenweitergabe an Meta
- 🚫 Unabhängigkeit: Kontrolle über eigene Kommunikation
- ⚙️ Flexibilität: Anpassbar und erweiterbar
Etwas technisches Verständnis hilft, ist aber kein Muss. Die Standard-Einstellungen funktionieren für die meisten Anwendungsfälle.
7. Kann Element WhatsApp ersetzen? – Entscheidungskriterien
| Kriterium | Element | |
|---|---|---|
| Datenschutz | Schwach (Meta) | Stark (dezentral, selbst hostbar) |
| Offenheit/Interoperabilität | Geschlossen | Offen, föderiert |
| Business-Funktionen | Kaum | Ausgereift |
| Usability | Sehr hoch | Gut, aber weniger poliert |
| Verbreitung | Extrem hoch | Noch begrenzt |
| Erweiterbarkeit | Nein | Ja (Bots, Bridges etc.) |
Preis-Leistung & Vergleich zu Microsoft Teams
💶 Kosten
| Tool | Grundkosten | Hosting | Lizenzmodell |
|---|---|---|---|
| Element | Open Source – kostenlos | Eigenbetrieb/Drittanbieter | Optional: Enterprise (Preis je nach Nutzer & SLA) |
| Teams | Bestandteil von Microsoft 365 | US-Cloud | Abo (Business Basic/Standard ab ca. 5–12 €/Nutzer/Monat) |
🔍 Funktionen im Vergleich (Messaging & Videocalls)
| Kriterium | Element | Microsoft Teams |
|---|---|---|
| Messaging (1 & Gruppen) | Ja | Ja |
| Videokonferenzen | Jitsi (integriert/extern) | Native |
| Bildschirmfreigabe | Teilweise (via Jitsi) | Voll integriert |
| Dateifreigabe | Ja | Ja |
| DSGVO-konform (EU-Server möglich?) | Ja (On-Premise/EU-Hosting) | Eingeschränkt (meist US-Cloud) |
| Erweiterbar | Sehr (Open Source, API) | 🔒 Eingeschränkt (Add-ons) |
| Integration in Microsoft-Umgebung | Nein | Stark integriert |
| Benutzerfreundlichkeit | Gut, aber weniger verbreitet | Bekannt, aber komplex |
Preis-Leistung:
- Element punktet bei Datenschutz, Anpassbarkeit und Kostenkontrolle.
- Teams ist funktional umfassender, aber für viele KMU überdimensioniert – und DSGVO-technisch umstritten, v. a. ohne EU-sichere Microsoft-Cloud.
- Wenn nur Messaging + Videocalls gefragt sind, bietet Element ein starkes Preis-Leistungs-Verhältnis – besonders bei Eigenhosting oder günstigen EU-Providern.
Für wen ist Element die richtige Wahl?
✅ Element lohnt sich für:
Unternehmen und Teams, die:
- DSGVO-konforme Kommunikation brauchen
- Kontrolle über ihre Daten behalten wollen
- Flexibilität und Erweiterbarkeit schätzen
- In sensiblen Branchen arbeiten (Gesundheit, öffentliche Verwaltung, Forschung)
- Eine Alternative zu Microsoft Teams suchen
Privatpersonen, die:
- Datenschutz ernst nehmen
- Unabhängig von Großkonzernen kommunizieren wollen
- Bereit sind, ihre Kontakte zum Wechsel zu motivieren
- Technisch interessiert sind (kein Muss, aber hilfreich)
❌ Weniger geeignet, wenn:
- Sie ausschließlich mit WhatsApp-Nutzern kommunizieren müssen, die nicht wechseln wollen
- Sie eine 100% fertig polierte UX wie WhatsApp erwarten
- Keine Zeit für eine kurze Eingewöhnungsphase haben
- Sie keine IT-Ressourcen für Selbsthosting haben (dann: Managed Hosting nutzen)
Migration leicht gemacht: So steigen Sie um
Schritt 1: Einstieg und erste Schritte
1. Element testen:
- Element Web direkt im Browser starten
- Desktop-Apps für Windows/macOS/Linux
- Mobile Apps für iOS und Android
2. Serverauswahl:
- Schnellstart: matrix.org (kostenloser öffentlicher Server)
- Empfohlen für Unternehmen: Eigene Instanz oder EU-Provider mit AVV
- Alternative: Managed Hosting-Anbieter (z.B. EMS von Element)
Schritt 2: Team-Migration planen
Vorbereitung:
- 📢 Team frühzeitig informieren und Vorteile erklären
- 📚 Einfache Anleitung/Video für Installation erstellen
- 🗓️ Migrationszeitraum festlegen (parallel laufen lassen)
Während der Migration:
- 🌉 Bridges nutzen, um mit WhatsApp/Slack-Kontakten verbunden zu bleiben
- 👥 Pilot-Gruppe starten, dann schrittweise erweitern
- ❓ FAQ und Support-Kanal einrichten
Nach der Migration:
- 📋 Rückmeldungen sammeln und Prozesse optimieren
- 🛡️ Sicherheitsrichtlinien definieren
- 📈 Nutzung monitoren und bei Bedarf schulen
Schritt 3: Bridges einrichten (optional)
Mit Bridges können Sie Element mit anderen Diensten verbinden:
- WhatsApp Bridge: Nachrichten von WhatsApp in Element empfangen/senden
- Slack/Teams Bridge: Integration bestehender Workflows
- Signal Bridge: Sichere Kommunikation mit Signal-Nutzern
⚠️ Wichtig: Bridges rechtlich und datenschutzrechtlich prüfen! Mehr Infos: Matrix Bridges
Fazit: Element ist bereit für den Praxiseinsatz
Element und Matrix sind keine Zukunftsmusik mehr, sondern praxiserprobte Lösungen. Für Unternehmen, die Datenschutz ernst nehmen und digitale Souveränität anstreben, ist Element eine echte Alternative.
Die wichtigsten Vorteile:
- ✅ DSGVO-konform durch EU-/Selbsthosting
- ✅ Open Source und transparent
- ✅ Keine Abhängigkeit von Großkonzernen
- ✅ Flexibel und erweiterbar
- ✅ Praxisbewährt (Bundeswehr, französische Regierung, Mozilla)
Die ehrlichen Nachteile:
- ⚠️ UI/UX noch nicht so poliert wie WhatsApp
- ⚠️ Netzwerkeffekt geringer (aber mit Bridges lösbar)
- ⚠️ Einstiegshürde etwas höher
Meine Empfehlung
Für Unternehmen: Wenn Sie WhatsApp geschäftlich nutzen, sollten Sie jetzt handeln. Die DSGVO-Risiken sind real, und Bußgelder können teuer werden. Element bietet eine rechtssichere, zukunftsfähige Lösung.
Für Privatnutzer: Probieren Sie Element aus! Gerade wenn Sie datenschutzbewusst sind oder in sensiblen Bereichen arbeiten, ist der Wechsel lohnend. Mit Bridges können Sie schrittweise migrieren, ohne alle Kontakte sofort überzeugen zu müssen.
Der erste Schritt ist einfach: Gehen Sie auf app.element.io, erstellen Sie einen Account und testen Sie Element. Es kostet nichts außer ein paar Minuten Zeit – und könnte Ihre Kommunikation nachhaltig verbessern.
Weiterführende Ressourcen:
- Element Website
- Matrix.org – Protokoll-Dokumentation
- Element Enterprise – Business-Lösungen
- Matrix Bridges – Integrationen mit anderen Diensten