Directus – Die API-First-Datenbank-Schicht für Inhalte
Nachdem wir mit Strapi im letzten Artikel ein klassisches, selbst gehostetes Open-Source-Headless-CMS betrachtet haben, das seine eigene Datenbankstruktur verwaltet, widmen wir uns nun einem System, das einen etwas anderen Ansatz verfolgt: Directus.
Directus versteht sich nicht nur als Headless CMS, sondern als “Datenbank-zu-API”-Plattform. Es setzt sich wie eine Schicht über deine bestehende SQL-Datenbank, ohne deren Struktur zu verändern, und macht daraus sofort eine nutzbare REST- oder GraphQL-API – samt Admin-Interface.
Entstehungsgeschichte
Directus wurde 2004 (!) als internes Projekt einer US-amerikanischen Agentur gestartet. Damals war Headless noch kein Begriff, aber die Idee, strukturierte Daten unabhängig vom Frontend zu verwalten, war schon vorhanden.
2011 wurde das Projekt als Open Source veröffentlicht, und 2017 erfolgte ein kompletter Rewrite in Node.js, um moderneren Architekturansprüchen gerecht zu werden.
Heute ist Directus ein international genutztes Open-Source-Projekt mit einem klaren API-first-Fokus.
Fokus & Philosophie des Anbieters
Directus verfolgt einen einzigartigen Ansatz:
- API-first für jede SQL-Datenbank: Directus legt sich wie ein Mantel um eine bestehende Datenbank – ohne Lock-in, ohne proprietäres Schema
- Datenhoheit: Alle Daten bleiben in der eigenen Infrastruktur
- Keine Blackbox: Du siehst und verwaltest deine Daten direkt in der SQL-Datenbank
- Zero-Lock-In-Architektur: Wenn Directus einmal entfernt wird, bleibt die ursprüngliche Datenbankstruktur intakt
Technische Basis
💻 Programmiersprache / Frameworks
- Backend: JavaScript / Node.js
- Admin-Interface: Vue.js
- API-Typ: REST und GraphQL, automatisch generiert auf Basis der Datenbankstruktur
🏠 Hosting
- Self-Hosted: Docker, Node.js, beliebige Cloud-Provider
- SaaS-Variante: Directus Cloud für sofort einsatzbereite gehostete Instanzen
Preisgestaltung
Kostenmodelle
Free: Open-Source-Version mit vollem Funktionsumfang
Cloud-Angebote:
- Monatlich ab ca. 25 USD
- Abhängig von Speicher, API-Requests und Nutzeranzahl
Enterprise:
- Individuelle Preisgestaltung
- SLA, dedizierter Support und Premium-Features
Besonderheiten für kleine Teams oder Einzelunternehmer
- Open-Source-Variante ohne Lizenzkosten, auf einfachem VPS oder sogar lokal betreibbar
- Besonders interessant, wenn bereits eine SQL-Datenbank existiert
Anforderungen
Technisches Wissen
- Grundkenntnisse in Datenbankdesign (MySQL, PostgreSQL, SQLite, MariaDB, CockroachDB etc.)
- Basiswissen in Hosting und API-Anbindung
🖥️ Hardware / Hosting-Voraussetzungen
- Node.js (LTS-Version)
- SQL-Datenbank
- Für kleine Projekte reichen 1–2 GB RAM
Konzept & Architektur
Headless-only
Directus liefert keine Templates oder Frontend-Funktionalität
🗃️ Besonderheit
Nutzt vorhandene Datenbankschemata statt eigene anzulegen
Workflow-Tools
- Rollen- & Rechteverwaltung
- Dateiverwaltung
- Relationsverwaltung
- Collections
Versionierung
Versionierung für Inhalte vorhanden (Änderungshistorie pro Datensatz)
Aktualität & Community
Release-Zyklen
- Kontinuierliche Updates
- Mehrere Minor-Releases pro Jahr
Entwickler-Community
- Aktiv auf GitHub und Slack-Community
- Über 20.000 Sterne
📖 Dokumentationsqualität
Sehr gute API-Referenz, Tutorials und Self-Hosting-Guides
Zielgruppe
Startups
Ideal, wenn bereits eine Datenbank vorhanden ist und schnell APIs benötigt werden
Agenturen
Schnelle Umsetzung von Projekten ohne neues CMS-Schema
Konzerne
Für Datenzentren und API-Gateways geeignet
Content-Heavy-Projekte
Besonders stark, wenn Inhalte aus bestehenden Systemen integriert werden müssen
Entwicklerteams
Passt zu Teams mit SQL-Expertise
Beispiele & Use Cases
🏆 Marken
Tripadvisor, Atlassian, Bose
Projekte
- Interne Dashboards
- Multi-Channel-Inhaltsverwaltung
- Produktkataloge
- API-Hub für mehrere Anwendungen
Meine Empfehlung
Stärken
- Keine proprietäre Datenbankstruktur – vollständige Datenhoheit
- Automatisch generierte REST- und GraphQL-APIs
- Flexibel und leichtgewichtig, ideal für bestehende Datenbanken
- Gute Versionierungsfunktionen
Schwächen
- Keine eigene Content-Modeling-Logik wie bei Strapi – alles hängt von der Datenbank ab
- Einarbeitung in SQL-Struktur erforderlich
- Weniger Plugins/Erweiterungen als bei Strapi
Empfehlung
Directus ist die perfekte Wahl, wenn in deinem Projekt bereits eine SQL-Datenbank existiert oder du volle Kontrolle über das Datenbankschema behalten möchtest. Es schließt die Lücke zwischen Datenbank und Frontend und macht aus strukturierten Daten sofort nutzbare APIs – ohne dass du eine eigene CMS-Logik aufbauen musst.
Im nächsten Artikel der Serie sehen wir uns mit Contentful einen der bekanntesten SaaS-Vertreter im Headless-Bereich an – mit starkem Fokus auf Enterprise-Features und weltweite Skalierbarkeit.
Referenzartikel:
- Warum klassische CMS-Systeme an ihre Grenzen stoßen – und warum Headless CMS die Zukunft sein können
- Strapi – Der Open-Source-Standard im Headless-Bereich
Directus beweist: Manchmal ist die beste API die, die automatisch aus deinen Daten generiert wird!