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AnyDesk – Einfache Fernwartung und Homeoffice ohne VPN
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AnyDesk – Einfache Fernwartung und Homeoffice ohne VPN

Wie AnyDesk Remote-Zugriff vereinfacht, wo die Stärken liegen und welche Sicherheitsaspekte beachtet werden müssen.

SerieRemote Access
Teil 2 von 6

VPN-Konfiguration, Firewall-Regeln, Portfreigaben – für viele kleine und mittlere Unternehmen ist das ein Buch mit sieben Siegeln. Wenn ein Mitarbeitender von zuhause auf den Bürorechner zugreifen muss oder die IT einen Rechner fernwarten soll, braucht es eine Lösung, die einfach funktioniert.

AnyDesk hat sich genau in dieser Nische etabliert: Remote-Desktop-Verbindungen, die in Sekunden stehen, ohne dass Netzwerke umkonfiguriert werden müssen. Doch was macht AnyDesk so verbreitet? Wo liegen die Stärken, und welche Sicherheitsaspekte sollten Unternehmen beachten?


Woher AnyDesk kommt und warum es so verbreitet ist

AnyDesk wurde 2014 in Deutschland gegründet – ironischerweise von ehemaligen TeamViewer-Entwicklern. Das Versprechen war einfach: bessere Performance bei niedrigeren Kosten. Während TeamViewer bereits etabliert war, galt es vielen als zu teuer und zu schwerfällig.

AnyDesk setzte auf einen selbst entwickelten Video-Codec namens DeskRT, der selbst bei geringer Bandbreite flüssige Bildübertragung ermöglicht. Das war besonders für Nutzer mit langsamen Internetverbindungen oder in Regionen mit schlechter Infrastruktur ein Gamechanger.

Heute ist AnyDesk in über 165 Ländern im Einsatz und hat mehr als 600 Millionen Nutzer weltweit. Die Software wird von Einzelpersonen für spontanen Support ebenso genutzt wie von Unternehmen für strukturierte Fernwartung. Der Erfolg liegt in der Einfachheit: Download, Installation, neunstellige ID eingeben – fertig.

Typische Anwendungsfälle

Spontane Fernwartung: Ein Mitarbeitender hat ein Softwareproblem, der IT-Support startet eine AnyDesk-Verbindung und löst das Problem direkt auf dem Bildschirm.

Homeoffice-Zugriff: Ein Mitarbeitender arbeitet von zuhause und braucht Zugriff auf den Bürorechner, weil dort spezielle Software installiert ist.

Server-Administration: IT-Administratoren greifen auf Server zu, um Updates einzuspielen oder Konfigurationen anzupassen – ohne physisch im Rechenzentrum sein zu müssen.

Kassen- und Maschinenwartung: Einzelhändler nutzen AnyDesk, um Kassensysteme remote zu warten. Industriebetriebe greifen auf Steuerungsrechner von Maschinen zu.


Wie AnyDesk funktioniert

Anders als klassische VPNs, die Geräte in ein gemeinsames Netzwerk einbinden, funktioniert AnyDesk als Remote-Desktop-Lösung. Das bedeutet: Ein Gerät wird ferngesteuert, als säße man direkt davor.

Verbindung über zentrale AnyDesk-Server

Wenn zwei Geräte sich über AnyDesk verbinden, läuft die Verbindung nicht direkt, sondern über AnyDesk-Relay-Server. Diese Server koordinieren die Verbindung und leiten den verschlüsselten Datenstrom weiter.

Das hat Vor- und Nachteile:

Vorteil: Es funktioniert auch hinter restriktiven Firewalls oder NAT-Routern, ohne dass Ports freigeschaltet werden müssen. Das macht AnyDesk extrem einfach in der Einrichtung.

Nachteil: Der Datenverkehr läuft über externe Server. Zwar ist die Verbindung Ende-zu-Ende-verschlüsselt, aber für Hochsicherheitsumgebungen ist die Abhängigkeit von externen Servern ein potenzielles Risiko.

Lösung für Unternehmen: AnyDesk bietet eine On-Premise-Option an, bei der Unternehmen eigene Relay-Server betreiben können. So bleiben alle Verbindungen im eigenen Netzwerk.

Sitzungsfreigabe, PIN-Schutz und Rechteverwaltung

Jede AnyDesk-Installation erhält eine eindeutige neunstellige ID. Um eine Verbindung herzustellen, gibt man diese ID ein, und das Zielgerät muss die Verbindung bestätigen – es sei denn, unbeaufsichtigter Zugriff ist eingerichtet.

Unbeaufsichtigter Zugriff bedeutet: Der Remote-Rechner kann ohne Bestätigung gesteuert werden. Das ist praktisch für Fernwartung, aber sicherheitsrelevant. Deshalb sollte hier immer ein Passwort gesetzt sein.

AnyDesk bietet zudem Berechtigungsstufen:

  • Nur Anzeigen: Der Remote-Nutzer kann nur zusehen, nicht eingreifen.
  • Tastatur und Maus: Volle Kontrolle über das Gerät.
  • Dateiübertragung: Dateien können zwischen Geräten ausgetauscht werden.
  • Zwischenablage: Copy & Paste zwischen Geräten.

Diese Berechtigungen können pro Sitzung oder dauerhaft eingestellt werden.

Cloud-basiertes Sitzungsmanagement

In der Professional- und Enterprise-Version bietet AnyDesk eine webbasierte Management-Konsole. Hier können Administratoren:

  • Geräte und Nutzer verwalten
  • Verbindungen protokollieren
  • Berechtigungen zentral setzen
  • Adressbücher anlegen (gespeicherte Verbindungen für schnellen Zugriff)

Das ist besonders für IT-Dienstleister relevant, die dutzende Kundengeräte betreuen.


Administrative Möglichkeiten in größeren Umgebungen

Für Einzelnutzer ist AnyDesk trivial zu bedienen. Doch sobald ein Unternehmen wächst und mehrere Mitarbeitende oder IT-Dienstleister remote arbeiten, braucht es zentrale Verwaltung.

Gruppenverwaltung und Adressbücher

In der Enterprise-Konsole lassen sich Gruppen erstellen: IT-Support, Entwicklung, Außendienst. Jede Gruppe kann unterschiedliche Berechtigungen haben.

Adressbücher speichern häufig genutzte Verbindungen. Statt jedes Mal eine ID einzugeben, klickt man auf einen Eintrag und die Verbindung steht. Das spart Zeit und reduziert Fehlerquellen.

Sitzungsprotokollierung und Nachvollziehbarkeit

Für Compliance und Sicherheit ist Logging essenziell. AnyDesk Enterprise protokolliert:

  • Wer hat sich wann mit welchem Gerät verbunden?
  • Wie lange dauerte die Sitzung?
  • Wurden Dateien übertragen?

Diese Logs können in externe SIEM-Systeme (Security Information and Event Management) exportiert werden.

Noch weiter geht die Sitzungsaufzeichnung: Jede Remote-Sitzung wird als Video gespeichert. Das ist relevant für Audit-Zwecke oder wenn nachvollzogen werden muss, was während einer Support-Sitzung passiert ist.

Benutzerrollen und Deployment

In größeren Umgebungen braucht es Rollentrennung. Ein Standard-Nutzer sollte keine Admin-Rechte auf der Management-Konsole haben.

AnyDesk unterstützt:

  • Admins: Volle Kontrolle über die Konsole.
  • Manager: Können Geräte verwalten, aber keine globalen Einstellungen ändern.
  • Nutzer: Können nur auf zugewiesene Geräte zugreifen.

Für Rollouts in großen Unternehmen bietet AnyDesk MSI-Installer mit vordefinierten Konfigurationen. So lässt sich die Software über Gruppenrichtlinien (GPO) zentral auf Windows-Rechnern installieren.


Einsatz im Homeoffice

Eine der häufigsten Fragen: Kann ich mit AnyDesk von zuhause auf meinen Bürorechner zugreifen?

Ja – und zwar ohne VPN-Konfiguration, Firewall-Änderungen oder IT-Kenntnisse.

Zugriff auf den Bürorechner

Der Ablauf ist simpel:

  1. AnyDesk ist auf dem Bürorechner installiert und läuft im Hintergrund.
  2. Der unbeaufsichtigte Zugriff ist mit einem sicheren Passwort eingerichtet.
  3. Von zuhause startet der Mitarbeitende AnyDesk, gibt die ID des Bürorechners ein und authentifiziert sich.

Jetzt sieht und steuert er den Bürorechner, als säße er davor. Alle Anwendungen, Dateien und Netzwerklaufwerke sind erreichbar.

Nutzung privater Geräte

Viele Unternehmen erlauben BYOD (Bring Your Own Device) – Mitarbeitende nutzen ihre privaten Laptops für die Arbeit. Das ist flexibel, aber sicherheitskritisch.

Mit AnyDesk bleibt die Arbeit auf dem Unternehmensrechner. Keine sensiblen Daten werden auf private Geräte übertragen. Das erfüllt Datenschutzanforderungen und minimiert Risiken.

Best Practice: Private Geräte sollten AnyDesk nur für Verbindungen zu Unternehmensgeräten nutzen, nicht andersherum. So bleibt die Kontrolle beim Unternehmen.

Keine Netzwerkkonfiguration nötig

Der größte Vorteil: Es muss nichts am Netzwerk geändert werden. Kein Port-Forwarding, keine VPN-Einwahl, keine Firewall-Regeln. Die Verbindung funktioniert über AnyDesk-Server, die als Relay fungieren.

Das macht AnyDesk ideal für Unternehmen ohne dediziertes IT-Team oder mit begrenztem technischem Know-how.


Sicherheitsaspekte – Wo Risiken liegen

So praktisch AnyDesk ist – Sicherheit erfordert bewusstes Handeln.

Verschlüsselung und Authentifizierung

AnyDesk verschlüsselt alle Verbindungen mit TLS 1.2 (in neueren Versionen TLS 1.3) und RSA 2048-Bit. Das bedeutet: Der Datenstrom zwischen den Geräten ist vor Abhörversuchen geschützt.

Zusätzlich unterstützt AnyDesk Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) in der Enterprise-Version. Das verhindert, dass ein gestohlenes Passwort allein ausreicht, um Zugriff zu erlangen.

Social Engineering – die unterschätzte Gefahr

Die größte Bedrohung ist nicht technischer, sondern menschlicher Natur: Social Engineering.

Typisches Szenario: Ein Angreifer ruft bei einem Mitarbeitenden an, gibt sich als IT-Support aus und bittet darum, eine AnyDesk-Verbindung zu starten. Der Mitarbeitende, gutgläubig, tut das – und der Angreifer hat vollen Zugriff.

Schutzmaßnahmen:

  • Schulungen: Mitarbeitende müssen wissen, dass unaufgeforderte Support-Anrufe verdächtig sind.
  • Verifizierung: Jede Remote-Anfrage über einen zweiten Kanal bestätigen (z. B. Rückruf auf bekannte Nummer).
  • Keine Freigabe ohne Bestätigung: Unbeaufsichtigter Zugriff nur für bekannte Geräte aktivieren.

Feste IDs und Zugriffsbeschränkung

AnyDesk ermöglicht Whitelists: Nur Verbindungen von bestimmten IDs werden zugelassen. Das verhindert, dass unbekannte Geräte sich verbinden können.

Für Unternehmen, die Kunden-Support bieten, sollte eine Blacklist unerwünschte IDs blockieren.

Risiko durch zentrale AnyDesk-Server

Da Verbindungen über AnyDesk-Server laufen, besteht theoretisch die Möglichkeit, dass diese kompromittiert werden. Auch wenn die Verbindung verschlüsselt ist, könnten Metadaten (wer verbindet sich mit wem) erfasst werden.

Lösung für Hochsicherheitsumgebungen: Eigene On-Premise-Relay-Server betreiben. So bleiben alle Verbindungen im eigenen Netzwerk.


Kosten und Nutzen – Lohnt sich AnyDesk?

AnyDesk bietet mehrere Lizenzmodelle, die sich an unterschiedliche Nutzergruppen richten.

Kostenmodelle

AnyDesk Free (Lite): Kostenlos für private Nutzung. Funktioniert einwandfrei für gelegentliche Verbindungen. Für gewerbliche Nutzung nicht lizenziert.

AnyDesk Solo: Ca. 10–15 € pro Monat. Für Einzelpersonen oder Freelancer. Unbegrenzte Sitzungen, aber keine zentrale Verwaltung.

AnyDesk Professional: Ca. 20–30 € pro Nutzer/Monat. Adressbuch, Sitzungsaufzeichnung, priorisierter Support.

AnyDesk Enterprise: Individuelle Preise, ab ca. 50 Nutzern interessant. Management-Konsole, Benutzerverwaltung, On-Premise-Option, SSO-Integration.

Power-Pack: Zusatzfeatures wie unbegrenzte gleichzeitige Sitzungen und erweiterte Sicherheitsfunktionen.

Bewertung im Verhältnis zu Funktionsumfang

Für kleine Unternehmen oder IT-Dienstleister ist AnyDesk eine sehr kosteneffiziente Lösung. Ein IT-Support, der täglich mehrere Kundenrechner fernwartet, spart massiv Zeit und Fahrtkosten.

Verglichen mit TeamViewer (das deutlich teurer ist) oder klassischen VPNs (die mehr Administrationsaufwand erfordern) bietet AnyDesk ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Für Unternehmen mit hohen Sicherheitsanforderungen kann die Abhängigkeit von externen Servern ein Deal-Breaker sein. Hier ist die Enterprise-Version mit On-Premise-Servern nötig – und damit deutlich teurer.

Return on Investment

Wie viel Zeit spart AnyDesk?

Ein IT-Dienstleister, der täglich drei Kundenbesuche macht, verbringt mehrere Stunden mit Anfahrt. Wenn 50 % dieser Besuche remote erledigt werden können, spart das nicht nur Zeit, sondern auch Kosten (Fahrzeug, Sprit, Arbeitszeit).

Für Homeoffice-Szenarien eliminiert AnyDesk die Notwendigkeit, VPNs einzurichten oder Daten auf private Geräte zu übertragen.


Praxistipps für den Einsatz

Wenn du AnyDesk im Unternehmen einsetzen willst, hier einige Empfehlungen:

Deployment und Rollout

Nutze MSI-Installer für zentrale Verteilung via Gruppenrichtlinien. Konfiguriere vorab Einstellungen (z. B. unbeaufsichtigter Zugriff nur mit Passwort).

Passwort-Richtlinien

Schwache Passwörter sind die größte Schwachstelle. Erzwinge starke Passwörter für unbeaufsichtigten Zugriff. Nutze Passwort-Manager, um diese zu verwalten.

Regelmäßige Updates

AnyDesk veröffentlicht regelmäßig Updates, die Sicherheitslücken schließen. Auto-Updates sollten aktiviert sein, oder Updates zentral über die Management-Konsole ausgespielt werden.

Monitoring und Logging

Aktiviere Sitzungsprotokolle und überwache diese regelmäßig. Ungewöhnliche Zugriffsmuster sollten untersucht werden.

Schulung der Nutzer

Erkläre Mitarbeitenden, wie AnyDesk funktioniert und wo Risiken liegen. Sensibilisiere für Social Engineering und erkläre den Unterschied zwischen beaufsichtigten und unbeaufsichtigten Verbindungen.


Ideal für Unternehmen mit begrenzten IT-Ressourcen

AnyDesk ist eine pragmatische Lösung für Unternehmen, die schnellen, unkomplizierten Remote-Zugriff benötigen, ohne in komplexe Netzwerkinfrastruktur investieren zu müssen.

Die Stärken liegen in der Einfachheit: Installation in Minuten, Verbindungen in Sekunden, keine Firewall-Konfiguration nötig. Für IT-Support, Homeoffice-Zugriff und Fernwartung ist das ideal.

Die Schwächen liegen in der Abhängigkeit von zentralen Servern und der potenziellen Anfälligkeit für Social Engineering. Unternehmen müssen sich dieser Risiken bewusst sein und durch Schulungen, Passwort-Richtlinien und Logging gegensteuern.

Für Hochsicherheitsumgebungen oder Unternehmen mit strengen Compliance-Anforderungen ist die On-Premise-Option oder eine alternative Lösung wie Tailscale (für Netzwerkzugriff) zu erwägen.

Aber für die Mehrheit der kleinen und mittleren Unternehmen gilt: AnyDesk ist schnell einsetzbar, kosteneffizient und praktisch – solange Sicherheitsaspekte nicht vernachlässigt werden.


Diese Serie wird fortgesetzt. Im nächsten Teil: Tailscale – Zero-Trust-Netzwerk für moderne Teams.