AI Search Optimization für Onlineshops
Willkommen im Zeitalter der AI-Suche
Ein typisches Szenario: Die Suche nach neuer Bettwäsche. Noch vor ein, zwei Jahren wäre bei Google vermutlich eingegeben worden:
„beste Bettwäsche kaufen”
Heute sieht das anders aus. Bei ChatGPT wird gefragt:
„Ich schwitze nachts und habe empfindliche Haut. Welche atmungsaktive Bettwäsche ist hautfreundlich und nicht zu teuer?“
Das ist nicht einfach eine Suchanfrage – das ist ein Kontext, ein Bedürfnis, fast schon ein Beratungsgespräch.
Und hier liegt der große Unterschied: AI-Suchmaschinen wie ChatGPT, Perplexity oder Google Gemini arbeiten nicht wie klassische Suchmaschinen. Sie zeigen nicht nur Links an, sondern versuchen, Antworten zu geben – Antworten, die Produkte empfehlen.
Die große Frage für Händler lautet: Sind die eigenen Produkte in diesen Antworten schon sichtbar?
Dieser Artikel zeigt, wie Onlineshops Schritt für Schritt fit für AI-Suche werden. Sieben zentrale Maßnahmen versetzen Shops in die Lage, nicht nur bei Google zu ranken, sondern in der nächsten Generation von Produktempfehlungen aufzutauchen.
Schritt 1: Mach deine Produktseiten für Bots sichtbar
Das Fundament jeder Optimierung ist simpel: Können AI-Crawler deine Produktseiten überhaupt sehen?
Viele Shopbetreiber blockieren unbewusst wichtige Bots – oder liefern Inhalte so aus, dass AI-Modelle sie nicht verarbeiten können.
Typische Fehler:
- Blockierung von GPTBot oder PerplexityBot in der robots.txt
- Inhalte (Titel, Preise, Beschreibungen) werden per JavaScript nachgeladen und stehen nicht im reinen HTML
Warum das problematisch ist:
ChatGPT & Co. lesen aktuell kein JavaScript. Alles, was nicht im Roh-HTML steht, bleibt unsichtbar.
Damit fehlt den Modellen die Basis, um dein Produkt überhaupt zu „kennen”.
Vorgehen:
- robots.txt prüfen → keine Disallow-Regeln für GPTBot, OAI-SearchBot oder PerplexityBot
- Produktseite im Browser laden, JavaScript deaktivieren (DevTools → Disable JavaScript) → alles, was jetzt fehlt, sieht auch ein AI-Bot nicht
- Falls wichtige Inhalte verschwinden: mit der IT über Server-Side Rendering (SSR) oder Prerendering sprechen
Merke: Wenn dein Produkt nicht im HTML sichtbar ist, existiert es für AI-Suche schlicht nicht.
Schritt 2: Sprich die Sprache der Maschinen mit Schema-Markup
Crawlbar bedeutet sichtbar. Verstehbar wirst du erst durch strukturierte Daten.
Was ist Schema-Markup?
Ein standardisierter Code (meist JSON-LD), der Suchmaschinen und AI-Modellen sagt, welche Informationen auf einer Seite stehen.
Beispiel: Dein Produkt kostet 79 €, ist in Größe L verfügbar und hat 4,7 Sterne – das lässt sich alles in Schema abbilden.
Wichtigste Felder für Produktseiten:
@type: Product- GTIN, SKU, MPN
- Brand
- Description
- Preis, Währung, Verfügbarkeit
- Review/Ratings
Bonus: Mehr Kontext schaffen
FAQPagefür Fragen, die Kunden oft stellenHowTofür Tutorials oder AnwendungsbeispieleAggregateRatingfür gebündelte Bewertungen
Praxis-Tipp: Den Google Rich Results Test oder den Schema.org Validator nutzen, um das Markup zu prüfen. Wichtig: Das Schema darf nicht per JavaScript geladen werden.
Merke: Je besser Produktdaten strukturiert sind, desto eher kann ein LLM sie in Antworten einbauen.
Schritt 3: Erstelle einen AI-optimierten Produktfeed
Produktfeeds sind nicht neu – Google Shopping & Co. nutzen sie seit Jahren.
Neu ist: auch AI-Suchmaschinen erwarten Feeds.
Warum?
- Feeds liefern strukturierte Daten, die sich leicht in Empfehlungen einbauen lassen
- Sie sind quasi das „Trainingsmaterial” für AI-gestützte Shopping-Erlebnisse
Pflichtfelder:
- Produktname
- Beschreibung
- Preis & Verfügbarkeit
- URL & Bild
- GTIN / MPN + Marke
Zusatzfelder (empfohlen):
- Kategorie, Material, Farbe, Größe
- Lieferzeit & Versandkosten
- Bewertungen & Sterne
- Custom Labels für Kampagnen
Kundensprache statt Herstellersprache
Statt: „synthetischer Oberstoff mit Feuchtigkeitskontrolle” → „Laufschuhe, die deine Füße trocken halten”
Quelle: Bewertungen, Support-Anfragen, Suchbegriffe im Shop
Wo einreichen?
- Perplexity Merchant Program
- OpenAI Search + Product Discovery (Pilot)
- Google Merchant Center (inkl. AI Mode & Gemini)
Merke: Der Feed ist das Bindeglied zwischen Shop und AI – ohne ihn bleiben Produkte bei Empfehlungen unsichtbar.
Schritt 4: Überwache die neuen AI-Crawler
Es reicht nicht, alles einzurichten. Du musst auch prüfen, ob die Bots dich wirklich besuchen.
Relevante Crawler:
- GPTBot (OpenAI, Training von ChatGPT)
- OAI-SearchBot (OpenAI, Live-Suche in ChatGPT)
- PerplexityBot (Perplexity AI)
- Googlebot (verschiedene Varianten, auch für AI Mode)
Monitoring-Möglichkeiten:
- Serverlogs → prüfen, welche Bots welche Seiten crawlen
- CDN-Logs (Cloudflare, Akamai, Fastly) → gute Übersicht über Bot-Traffic
Tracking-Kriterien:
- Welche Seiten besucht werden (Produktdetailseiten, Kategorieseiten, Sitemaps)
- Crawl-Frequenz → wie oft kehren die Bots zurück?
- Entwicklung über Zeit → steigt oder sinkt die Bot-Aktivität?
Merke: Nur wer überwacht, versteht, ob seine Optimierungen Wirkung zeigen.
Schritt 5: Von Keywords zu Prompts & Personas denken
Klassisches SEO dreht sich um Keywords. AI-Suche dreht sich um Prompts.
Beispiel:
- Keyword: „beste Bettwäsche”
- Prompt: „Ich habe empfindliche Haut und schwitze nachts. Welche atmungsaktive Bettwäsche ist geeignet?”
Neue Denkweise:
- Needs: kühlend, atmungsaktiv, organisch
- Personas: Allergiker, Studierende, Luxus-Käufer
- Situationen: Hochzeit, Sommer, Gästezimmer
- Probleme: kratzt, rutscht, zu heiß
Umsetzung im Shop:
- Produkttexte anpassen: statt nur technische Specs → Nutzen für Personas betonen
- FAQs erweitern: typische Prompts aufgreifen
- Blog & Content: Probleme lösen, nicht nur Produkte beschreiben
- Kategorien & Filter: auch nach Use Cases benennen („für heiße Sommernächte”)
Merke: Produkte müssen wie Antworten wirken – nicht wie reine Artikelnummern.
Schritt 6: Baue deine Marke im gesamten Web auf
AI-Modelle lernen nicht nur von deiner Website. Sie zapfen das gesamte Web an: Reviews, Foren, Social Media, YouTube.
Relevante Präsenz-Kanäle:
- Review-Portale: Trustpilot, Google Reviews, Amazon
- Foren & Communities: Reddit, Quora, Nischenforen
- YouTube & Podcasts: Produktvergleiche, Tutorials
- Affiliate-Seiten: Listicles, Roundups, Vergleichsartikel
Ziel:
- Erwähnungen in positivem Kontext
- Erwähnungen neben deinen Wettbewerbern („ähnlich wie Marke X, aber günstiger”)
- Natürliches „Seeding” durch Kooperationen, Influencer, Affiliate-Marketing
Merke: Sichtbarkeit in AI-Antworten ist ein Nebenprodukt starker Multichannel-Präsenz.
Schritt 7: Miss deine AI-Sichtbarkeit
Das Messen ist die größte Herausforderung.
Denn: AI-Sichtbarkeit ist probabilistisch.
Unterschiede zur klassischen SEO-Messung:
- Google: Rang #1 = x% Klicks
- AI: Du kannst in einer Antwort vorkommen – oder nicht. Das hängt vom Prompt ab.
Vorgehen:
1. Prompt-Library erstellen
- Alle Fragen sammeln, die Kunden real stellen könnten
- Nach Persona & Thema gruppieren
2. Tools nutzen
- Semrush AI SEO Toolkit
- Peec.AI
- Profound
3. Analysieren
- Erscheint deine Marke?
- Welche Wettbewerber sind drin?
- Welche Quellen zitiert die AI?
Merke: Sichtbarkeit messen heißt heute: prüfen, ob du Teil der Antworten bist – nicht, ob du ein Ranking hast.
Was jetzt zu tun ist
Die Suchwelt verändert sich radikal.
Früher: Keywords + Rankings. Heute: Prompts + Antworten.
Konkrete Handlungsschritte:
- Technische Basis sichern (Crawlability, Schema, Feeds)
- Inhalte an Prompts & Personas anpassen
- Marke über alle Kanäle hinweg sichtbar machen
- AI-Sichtbarkeit regelmäßig messen
Die Zukunft der E-Commerce-Suche dreht sich nicht um Platz 1 – sondern darum, Teil der Antwort zu sein.
Bonus: Checkliste für Händler
- Sind meine Produktseiten ohne JavaScript sichtbar?
- Habe ich JSON-LD Schema auf allen PDPs implementiert?
- Ist mein Produktfeed vollständig und in Kundensprache formuliert?
- Tracke ich GPTBot, PerplexityBot und OAI-SearchBot in meinen Logs?
- Habe ich meine Inhalte auf typische Kunden-Prompts angepasst?
- Taucht meine Marke in Reviews, Foren, Videos und Affiliate-Artikeln auf?
- Nutze ich Tools, um meine AI-Sichtbarkeit regelmäßig zu prüfen?
Die ersten Schritte sind technisch, aber der größte Hebel liegt in der Anpassung der Inhalte an die neue Art, wie Menschen nach Produkten suchen.